1) Der Anfang
Endlich… war es soweit. Nach fast einjähriger Abwägung, Recherche und Wohnwagenbesichtigungen haben wir uns Ende Oktober 2020 ein älteres Wohnwagenmodell gekauft. Es handelt sich um ein privates Projekt, aber da es thematisch gut zu meiner beruflichen Tätigkeit passt, wollte ich Euch an der Umgestaltung teilhaben lassen.
Seit ich denken kann, stand bei uns in der Familie mindestens ein Campingurlaub pro Jahr an. Von Zelten über Faltcaravan bis hin zum Wohnwagen (WW) habe ich schon alles mitgemacht. Die letzten Jahre waren mein Mann und ich immer Zelten, was sehr viel Spaß gemacht hat, aber natürlich auch nicht immer den „Komfort“ geboten hat, den man sich in unserem Alter vielleicht doch schon langsam wünscht. So musste ich auch keine lange Überzeugungsarbeit leisten, als ich meinen Mann gefragt hat, ob er es sich vorstellen könnte, einen älteren WW zu kaufen und diesen nach unseren Vorstellungen umzubauen.
Wir haben recht schnell angefangen, zu recherchieren, um ein Gefühl für Größe, Ausstattung und Preis zu bekommen. Es gab ein paar Kriterien, die uns dabei wichtig waren:
Kleineres Modell (somit auch geringeres Gewicht)
Separate Schlaf- & Sitzmöglichkeit
Keine größeren Schäden (z.B. Wasser)
Bad vorhanden
Fliegenschutzgitter vorhanden
Idealerweise mit Vorzelt
Nach einigen Besichtigungen haben wir dann gar nicht weit von unserem Wohnort entfernt, ein Angebot gefunden. Eine Besichtigung war schnell ausgemacht und mein Papa war zum Glück auch mit dabei. Er ist seit Jahrzehnten Camper sowie Wohnwagenbesitzer und wusste genau, worauf wir achten mussten.
Wir haben den WW gesehen und sofort gemerkt „Das ist er!“. Er hat zwar schon einige Jahre aufm Buckel (1999), aber man merkte sofort, dass er gut gepflegt und geliebt wurde. Die bisherigen Besitzer haben sich von ihm getrennt, da er für die Familie mittlerweile zu klein ist. Für uns jedoch - zwei Erwachsene und ein Hund - genau richtig. Da bei uns alles einen Namen hat - auch die Autos - musste für den WW auch ein Namen her. Darf ich Euch hier unsere Fanni vorstellen?
2) Die Planung
Wie es sich gehört, habe ich mir natürlich vorab Gedanken über Farben & Materialien gemacht. Wichtig waren mir:
Helligkeit
Neutrale, aber warme Farben
Natürliche Materialien (da war mir einfach zu viel Plastik)
Passend zum "lässigen" Camper-Dasein wollte ich einen hellen, natürlichen Stil, der durch Ethno-Elemente ergänzt wird - Arbeitstitel "Beachy Boho-Flair" 😊
Schnell war klar, dass wir Folgendes angehen wollten:
Neuer Boden
WW innen streichen (inkl. Schränke)
Neue Möbelgriffe
Bad renovieren
Neue Beleuchtung
Große Sitzecke wird in permanente Schlafmöglichkeit umgebaut
Neue Polsterbezüge für Sitzecke
Neue Vorhänge/Sichtschutz
Helligkeit bekommt man natürlich durch dein Einsatz von Weiß. Damit es nicht zu kalt wird, wollte ich ein gebrochenen Weißton (mit Gelb-Anteil) als Basis haben. Dieser wurde in der Küche und im Bad ergänzt durch einen warmen Grauton (mit Braunanteilen) auf den Unterschränken, Polsterstoff in Grau-Braun und natürlich Holz. Holz bringt Wärme und Natürlichkeit in ein Design.
Diese neutralen Basics lassen mir in Zukunft Spielraum, um den Wohnwagen je nach aktueller Vorliebe farblich zu verändern, indem ich Textilien (z.B. Kissen, Plaid) und Accessoires (Windlichter, Deko, etc,) austausche.
Wie bereits erwähnt, wollte ich durch den Einsatz von Naturmaterialien zudem noch ein gemütliches Flair erzeugen. In Wohnwagen wird natürlich viel Plastik verbaut, da es leicht und zweckmäßig ist, aber mir hat das „heimelige“ Gefühl gefehlt, weswegen ich immer wieder Naturmaterial eingesetzt habe - wie z.B. Spiegel mit Bambusrahmen, Körbe, Haken aus Bambus, Makramee-Türvorhang, etc.
Langfristig wollen wir auch noch die Küchenzeile und Technik modernisieren und die liebe Fanni auch außen neu streichen. Das steht aber erstmal hinten an…
3) Die Renovierung
Wir haben vorab bereits eine lange Renovierungsphase eingeplant, da wir uns a) nicht stressen wollten und b) alles in unserer Freizeit erledigen wollten - also abends und an den Wochenenden. Uns war also klar, dass eigentlich der gesamte Winter dafür genutzt werden sollte.
Mit der Renovierung angefangen haben wir im November und haben den WW erstmal „entkernt“. Also alles raus, was wir nicht mehr weiter nutzen wollten - dazu zählten u.a. die große Sitzecke, eine Schiebetür zur kleinen Sitzecke, die Plastikverkleidung bzw. Plastikwanne im Bad sowie kleinere Dinge wie Lampen, Haken, Tisch- & Arbeitsplatten, etc.
Alles, was uns bei der Renovierung im Weg gewesen wäre, aber in der Fanni bleiben sollte, wurde erstmal abmontiert und auf dem Speicher zwischengelagert (wie z.B. die Rollos & Fliegengitter).
In den Weihnachtsferien ging es dann ans Eingemachte und wir haben mit dem Streichen begonnen. Wir haben uns für Kreidefarbe entschieden, da wir damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht haben und die Farbe auch gut auf beschichteten Oberflächen hält. Der Großteil ist in einem warmen Weißton gestrichen worden und nur die Küchenunterschränke und der Waschtisch im Bad sind in einem warmen Grauton gehalten. Wir haben alle Wände, Schränke mit Fronten, die kleine Sitzecke und die Decke neu gestrichen.
Da es im Winter ja meist kühl ist und die Trockenzeit daher lang gewesen wäre, haben wir mit den Fronten begonnen, diese abmontiert und unseren Speicher im Haus zur Streichwerkstatt umfunktioniert: anschleifen, zweimal streichen und dann noch versiegeln.
Ein großes Danke auch nochmal an meine Mama und meine Schwester, die uns hier unterstützt haben 😊 Meine Mama hat zudem auch neue Polsterbezüge für die Sitzecke genäht.
Als es etwas wärmer wurde, konnten wir auch mit den Malerarbeiten in der Fanni beginnen - also Schrankkorpusse, Wände und Decken. Insgesamt hat sich das circa über 2-3 Wochen gezogen, da wir uns Zeit gelassen haben und immer nur mal wieder 2-3 Stunden gemalert haben. Auch hier war erstmal anschleifen, dann zweimal streichen und versiegeln angesagt.
Am Schluß wurden die Fronten wieder montiert und neue Griffe und Druckknöpfe eingebaut.
Nach den Malerarbeiten kamen die größeren Umbaumaßnahmen dran: neuer Boden, neue Arbeitsplatte in der Küche und im Bad sowie eine neue Tischplatte für die Sitzecke. Das war der schwierigste Part, da alles nicht zu schwer sein durfte. Wir haben uns vom Schreiner des Vertrauens beraten lassen und uns letztendlich für einen Boden und Tisch- bzw. Arbeitsplatten in Eiche-Optik entschieden. Der Boden ist ein dünner Klick-Vinyl mit strukturierter Oberfläche und die Platten sind furnierte Leichtholzplatten. Den Part haben wir aber auch komplett an den Schreiner ausgelagert. Auch hier nochmal herzlichen Dank für die Unterstützung!
Mein Mann hat sich um das neue Bett gekümmert. Auch hier gingen nochmal mehrere Stunden drauf. Das Gestell unten ist dreigeteilt, so dass auch unter dem Bett noch drei Bereiche mit Stauraum geschaffen wurden. Die Liegefläche / Platte ist mit Scharnieren versehen, so dass wir das Bett zum Bepacken der Staufläche hochklappen können. In die Platte der Liegefläche hat er immer wieder Löcher für die Luftzirkulation gebohrt.
Ich würde sagen: 10 von 10 Heimwerker-Punkten gehen an Dich, Schatz 😊
Parallel dazu habe ich natürlich schon fleißig für die Fanni geshoppt: ein neuer Spiegel, Küchenutensilien, Haken, Lampen, Bettwaren und weitere Textilien… Bis wir hier auch noch die Kleinarbeiten erledigt hatten sind auch nochmal einige Arbeitsstunden angefallen. Lampen montieren, Haken aufhängen, etc.
4) Das Ergebnis
Das erste Probewohnen fand dann dieses Jahr im August statt und ich muss sagen: wir fühlen uns pudelwohl!
Es war gemütlich, heimelig und der Platz war für uns absolut ausreichend. Natürlich hat uns das Probewohnen auch gezeigt, an welchen Stellen wir noch etwas optimieren müssen. So brauchen wir z.B. noch mehr Haken, um Kleidung oder Handtücher aufhängen zu können.
Mit dem Bad sind wir leider noch nicht ganz fertig geworden. Hier fehlt uns noch etwas zur Verkleidung der Kabel und des Lüftungsschlauchs. Das war vorher alles unter der Plastikwanne versteckt.
Wir wollen nun mit Holzleisten und Rattangeflecht eine Verkleidung bauen. Das steht in den nächsten Wochen noch an. Natürlich folgen auch hier noch Fotos.
Die nächsten Urlaube können definitiv kommen und wir freuen uns schon sehr darauf.
Dann heißt es wohl: Fanni on tour!
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